Corona Beherbergungsverbot, Posse um sogenannte Trostfrauen, Gabor Steingart

In der 74. Folge von „Lauer und Wehner“ reden Ulrich und Christopher über neue Entwicklungen bezüglich der Corona-Pandemie, hier insbesondere über das Beherbergungsverbot, über die Posse um die „Friedensstatue“ in Berlin Mitte, die an das Schicksal der sogenannten Trostfrauen erinnert und darüber, wie Gabor Steingarts Medienunternehmen Kommentare des „Project Syndicate“ übernimmt.

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Danach gehts darum, worüber in dieser Folge nicht geredet wird. Diesmal sind es Schlagersänger, die Verschwörungsideologien anhängen.

Deutschland ist mitten in der zweiten Welle der Corona-Pandemie, als eine Maßnahme zur Eindämmung des Virus gibt es nun ein sogenanntes Beherbergungsverbot, das es Reisenden, die in sogenannten Risikogebieten leben, so gut wie unmöglich macht, in einem anderen Bundesland in einem Hotel oder einer Ferienwohnung zu übernachten. Ulrich erklärt, warum das Beherbergungsverbot in seinen Augen unsinnig ist, Christopher findet Urlaubsreisen in Zeiten der Pandemie ohnehin komplett bescheuert. Den von Christopher erwähnten Tweet Christian Helms findet ihr hier.

Berlin Mitte wurde in der vergangenen Woche Zentrum eines internationalen Konflikts zwischen Südkorea und Japan. Der Verein „Korea Verband“ hatte am 28. September 2020 die sogenannte Friedensstatue eingeweiht, die an das Schicksal sogenannter Trostfrauen erinnern sollte. Obwohl das Aufstellen des Denkmals vom Bezirk genehmigt wurde, zog er diese Genehmigung nur zehn Tage nach der Einweihung zurück. Das sorgt auch in Südkorea für Verstimmung, die Agentur Yonhap berichtet, dass 113 (von 300) Abgeordneten des Südkoreanischen Nationalparlaments einen Brief unterschrieben haben, in dem sie gegen den Abbau des Denkmals protestieren. Derweil scheint der Bezirk die Verantwortung jetzt von sich zu weisen. Da der Korea Verband Klage gegen den Abbau des Denkmals vor dem Berliner Verwaltungsgericht eingereicht hat, wolle man erst mal diese Entscheidung abwarten. Christopher, der 2008 ein Jahr in der Volksrepublik China war, ordnet den Konflikt um die sogenannten Trostfrauen historisch ein. Ulrich und er versuchen, sich einen Reim auf diese Posse zu machen.

Der Journalist Gabor Steingart geriert sich in der Öffentlichkeit oft als der einzige noch aufrichtige Journalist. Eigentlich empfiehlt er sich für die Rubrik „Worüber wir heute nicht reden“, allerdings entbrennt grade ein öffentlicher Konflikt zwischen ihm und seinem ehemaligem Arbeitgeber, dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Denn „Der Spiegel“ veröffentlichte in seiner aktuellen Ausgabe eine wenig ruhmreiche Geschichte darüber, wie Steingarts neues Medienunternehmen, Media Pioneer, anscheinend Probleme damit hat, das Geschäftsmodell zum laufen zu bringen. Diese Geschichte schien Gabor Steingart so mitzunehmen, dass er am Montag, 12. Oktober 2020, einen zehn Punkte umfassenden Text „In eigener Sache“ auf seiner Webseite veröffentlichte, der zunächst als „Gegendarstellung“ betitelt war. Ulrich und Christopher versuchen, sich hierauf einen Reim zu machen.

Im Zusammenhang mit dem Artikel des „Spiegels“ fiel Christopher noch auf, dass bei Steingart ziemlich honorige Autoren vertreten sind, wie zum Beispiel der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz oder der ehemalige schwedische Ministerpräsident Carl Bildt. Christopher fiel schnell auf, dass Steingart anscheinend einfach Kommentare von „Project Syndicate“ übernimmt und die „Project Syndicate“-Autoren einfach in „Pioneer Experts“ umbenennt. Hierdurch entsteht der Eindruck, Stiglitz, Bildt oder auch Joschka Fischer hätten irgendetwas mit Steingarts Unternehmung zu tun, denn an anderer Stelle wird bei Steingart erklärt, wie man „Pioneer Expert“ wird. Doch Steingart übernimmt nicht nur die Inhalte von „Project Syndicate“, er packt sie auch hinter eine Paywall. Dies ist vor dem Hintergrund, dass „Project Syndicate“ eine Non-Profit-Organisation ist, die Kommentare frei im Internet verfügbar sind, von besonderem Interesse. Andere Medienhäuser, wie zum Beispiel die britische Tageszeitung „The Guardian“, weisen Ihre „Project Syndicate“-Inhalte erkennbar als solche aus. Im Nachgang der Aufnahme bestätigte Carl Bildt Christopher auf Twitter, dass er nichts mit Steingart zu tun hat und er vermutet, dass Steingart die Kommentare von „Project Syndicate“ übernimmt. Aus „Media Pioneer“-Kreisen wurde Christopher berichtet, Steingart würde jetzt gerichtlich gegen die Berichterstattung des „Spiegels“ vorgehen, wir dürfen also alle gespannt sein.

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00:00:00.000 Begrüßung
00:02:32.700 Was ist „Lauer und Wehner“?
00:07:15.563 Feedback aus der Community
00:10:23.350 Worüber wir heute nicht reden
00:15:23.481 Neues von Corona, Beherbergungsverbot
01:01:48.987 Posse um das Denkmal für die sogenannten Trostfrauen in Mitte
01:34:21.804 Wie Gabor Steingart Kommentare von Project Syndicate übernimmt
01:58:51.632 Verabschiedung

5 Antworten auf „Corona Beherbergungsverbot, Posse um sogenannte Trostfrauen, Gabor Steingart“

  1. Zu Steingart: Also er vermarktet Beiträge, die Leute auf „Project Syndicate“ veröffentlicht haben, als welche, die bei ihm quasi exklusiv veröffentlicht werden. Als „normaler Bürger“ empfindet man so einen move, wie Garbor Steingart ihn hier tätigt, als unlauter und eigentlich als justiziabel. Und wenn es nicht justiziabel ist, warum eigentlich nicht?

    1. Hallo Julia,

      naja, justiziabel ist das natürlich nicht. Media Pioneer lizensiert anscheinend die Inhalte von Project Syndicate, da ich den Lizenzvertrag nicht kenne, kann ich auch nicht sagen, ob Media Pioneer gegen den Lizenzvertrag verstößt. Selbst wenn die Übernahme der Inhalte gegen die Lizenzvereinbarung verstoßen wäre, wäre es in meinen Augen noch immer nicht strafbar. Und selbst wenn es irgendwie strafbar wäre setzt sich heute glaube ich keine Staatsanwaltin hin, um für so einen Pillepalle einen Strafbefehl rauszuhauen.

      Am Ende des Tages spricht es, denke ich, für sich selbst, wenn man Inhalte einer anderen Seite übernimmt, ohne darauf in irgendeiner Art hinzuweisen. Es wird ja erst dadurch zum Thema, dass sich Steingart zum Hüter der reinen Lehre stilisiert und dann solche Böcke schießt.

      Gruß und danke für das Feedback

      Christopher

  2. Bei der Friedensstatue glaube ich habt ihr das Auswärtige Amt etwas leicht vom Haken gelassen. Dass da ein Lokalpolitiker da ins stolpern kommt ist eine Sache, aber ich verstehe das so, dass die Statue aufgestellt wurde. Dann auf dem internationalen Parkett eine Beschwerde bei der Bundesregierung oder ihren Ämtern landete, worauf diese den Kontakt mit von Dassel gesucht haben und — so bleibt zu vermuten — den abbau vorgeschlagen haben.

    Von Dassel wird sich sicherlich an die ausgegebene Empfehlung gehalten haben. Und das finde ich eigentümlich, dass as AA nicht vorhergesehen hat, dass ein Abbau der Statue eben auch koreanische Befindlichkeiten stört…

    Oder, man hat sich zur Strategie gesetzt das Thema einfach vor den Gerichten versacken zu lassen. „Ich hätte ja, aber diese Richter lassen mich nicht“ ist ja schon lange eine Lieblingsentschuldigung von Politikern aller Couleur.

  3. Zu den Inzidenzen:
    Wenn man die Zahlen für die Altersgruppe 20–29 addiert, dann sticht das schon heraus.

    Ich möchte aber da auch zu bedenken geben, dass in dieser Altersgruppe, und auch in der davor, viele Leute drin, die sich »gezwungenermaßen« an gewissen Orten in großen Gruppen aufhalten: Schule, Uni, Ausbildungsbetrieb; bei Studierenden vielleicht noch der Job mit Publikumsverkehr beim FastFooder. Wenn ich mir die Inzidenzen (überschlagen) angucke, dann könnte das auch mit ein Grund sein: 15–19 bei 2/3, bei 20–24 bei 1/2 und bei 25–29 bei etwas über 1/3.

    Gruß
    Markus

    (https://www.berlin.de/corona/lagebericht/)

  4. Also zu der Geschichte ein paar Korrekturen: Tsingtau liegt nicht in der Mandschurei, sondern auf der Halbinsel Shandong. Die deutsche Kolonie fiel bereits im November 1914 an die Japaner.

    Die weiter nördlich gelegene Mandschurei wiederum war seit dem Russisch-Japanischen Krieg 1904/1905 weitgehend eine japanische Einflusszone (vor allem der Süden).

    Weitere japanische Kolonien waren Funafuto im heutigen russischen Fernen Osten, Taiwan, die Ryukyu-Inseln und die vormaligen deutschen Pazifikkolonien der Karolinen, Marianen und Marshall-Inseln.

    Tsingtau wiederum fiel 1922 an China zurück.

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