Lustiges™ vom Brexit, Vermögensverteilung in Deutschland, Rassismus bei der Polizei Stuttgart

In der 65. Folge von „Lauer und Wehner“ reden Ulrich und Christopher über neues vom Brexit, über eine neue Studie zur Vermögensverteilung in Deutschland, über die Abwehrnarrative der Polizei und über Rassismus bei der Polizei in Stuttgart.

Doch zunächst geht Christopher auf Feedback aus der Community ein. In der letzten Folge erwähnte er das sogenannte „Stockholm Syndrom“. Anscheinend gibt es das gar nicht. Die entsprechende Stelle des erwähnten Buches findet ihr hier.

Der Brexit-Minister Michael Gove stellte vergangenen Dienstag einen Plan vor, wie für Großbritannien der Handel mit der EU nach dem Brexit aussieht. Eine Konsequenz des Brexits: Britische Firmen werden jährlich 215 Millionen Zolldeklarationen ausfüllen müssen, 50.000 noch einzustellende Zollmitarbeiterïnnen werden diese Bearbeiten müssen und dies alles wird jährlich Kosten in Höhe von 7 Milliarden Pfund verursachen. Ulrich und Christopher versuchen das ganze zu verstehen. Den von Christopher erwähnten Artikel bei Business Insider findet ihr hier.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat eine neue Studie zur Vermögensverteilung in Deutschland veröffentlicht. Ulrich und Christopher gehen die Kernpunkte der Studie durch.

Wenn die Polizei kritisiert wird, verteidigt sie sich, teilweise sehr laut. Ulrich stellt vier Abwehrnarrative vor, die der Polizeiforscher Hans-Gerd Jaschke identifiziert hat.

In der letzten Woche machte die Polizei Stuttgart auf sich Aufmerksam, die im Rahmen der Ermittlungen gegen Tatverdächtige, die an den Krawallen vom 20. auf den 21. Juni teilgenommen haben, über Standesämter ermitteln möchte, ob ein sogenannter Migrationshintergrund vorliegt. Die Diskussion hängt sich mittlerweile daran auf, ob das Wort „Stammbaumforschung“ verwendet wurde oder nicht. Ulrich und Christopher erklären, warum es am Ende des Tages egal ist, welche Wörter gefallen sind: Das Vorgehen der Polizei Stuttgart ist rassistisch. Die von Christopher erwähnten SWR-Artikel findet ihr hier und hier. Das von Christopher erwähnte taz-Interview findet ihr hier. Das erwähnte Zitat des Polizeipräsidenten Stuttgart findet ihr hier.

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Dieser Podcast hat Kapitelmarken. Sollte Dein Podcastprogramm diese nicht anzeigen, sind hier die Zeiteinträge zur Orientierung:

00:00:00.000 Begrüßung
00:03:30.691 Was ist „Lauer und Wehner“?
00:04:59.778 Community-Hinweis zum sogenannten Stockholm Syndrom
00:10:25.927 7 Milliarden Pfund für Zolldeklarationen nach dem Brexit
00:29:00.525 Neue Studie zur Vermögensverteilung in Deutschland
00:41:13.035 Abwehrnarrative der Polizei gegen Kritik
00:50:48.267 Rassismus bei der Polizei Stuttgart
01:26.57.750 Verabschiedung

4 Antworten auf „Lustiges™ vom Brexit, Vermögensverteilung in Deutschland, Rassismus bei der Polizei Stuttgart“

  1. Abwehrnarrative: Hier bin ich mit der von euch zitierten Klassifikation nicht einverstanden.

    Die Relativierungsthese unterscheidet sich nicht von der Spiegelbildthese. Zwar wird erstere über andere Berufsgruppen, zweitere über andere Institutionen definiert – im wesentlichen beschreiben sie aber das gleiche Argument.
    Die Manipulationsthese kann nur als Narrativ zweiten Grades funktionieren, weil sie zunächst erfordert, die Vorfälle, an denen die Medien das Thema aufgreifen, über ein anderes Narrativ abzuwehren.
    Somit bleiben eigentlich nur die Einzelfallthese und die Spiegelbildthese (ich verwende jetzt diese Bezeichnung, weil sie leichter zuzuordnen ist).

    Dass alle Reaktionen zu diesem Thema also diesen zwei Narrativen zuzuordnen sind, verwundert dabei natürlich nicht:
    Will man (weiterhin) den Standpunkt vertreten, dass die Polizei kein Rassismus-Problem hat, muss man die bekannten (nicht abstreitbaren) Vorfälle in ihrer absoluten oder relativen Häufigkeit gering darstellen.
    Man könnte sich noch ein Narrativ vorstellen, das darauf abzielt, die höheren Fallzahlen mit den speziellen Aufgaben der Polizei zu begründen. Dies würde aber natürlich implizieren, dass Polizeiarbeit rassistisches Verhalten erfordert; vermutlich wird es deshalb nicht angewandt. Und ein solches Narrativ funktioniert natürlich nicht für Drohbriefe an Anwälte mit Adressen aus Polizeicomputern.

    Zusatz-Kommentar: Die Spiegelbildthese ist auch deshalb besorgniserregend, weil sie auch so interpretiert werden kann, dass wir eigentlich in der gesamten Gesellschaft ein Rassismus-Problem haben. Ich bezweifle mal, dass jemand, der diese These vorbringt, auf diesen gesamt-gesellschaftlichen Missstand hinweisen will.

  2. Brexit-Kosten:
    Viel „lustiger“ als die von Christopher durchgeführte Rechnung zu den Zollformularen finde ich die Aussage im verlinkten Artikel zu dem Thema: Die Brexit-Kosten werden bis Ende 2020 die Netto-Kosten der EU-Mitgliedschaft überstiegen haben – noch bevor der Brexit de facto in Kraft ist.
    Aber das sind eben die Kosten, um „die Kontrolle zurückzuerlangen“. 😉

  3. Ich habe auch keinerlei Fakten zu Stuttgart, aber immerhin eine Hypothese: Viele meiner jugendlichen KlientenInnen in der Therapie sind extrem frustriert. Oftmals hatten sie ein GAP Year im Ausland geplant, das jetzt nicht möglich ist. Dazu kommt, dass gerade Jugendkultur am meisten beschnitten wird. Während die Boomer ihre Ärsche vielerorts längst wieder in die Theatersessel setzen können, bleiben die Clubs dicht und die Bemühungen alternativ Freiflächen zur Verfügung zu stellen, sind in vielen Städten mangelhaft. Corona ist eben tatsächlich wie ein Brennglas und um die Interessen der Jugend kümmern sich nur wenige Politiker. Die Generation Z scheint mir sehr vernünftig. Viele gehen kaum Risiken ein, um ihre Eltern nicht zu Gefährden. Dabei ist Unvernunft doch ein bisschen das, was zur Jugend gehört. Zum Dank, dass man seine Aktivitäten nach draußen verlagert, bekommt man dann noch eine Kontrolle, die auf ohnedies gereizte Stimmung trifft. In Süddeutschland ist der Umgang, auch mit kleinsten Mengen, sowieso besonders. Wir versuchen doch so viel neues in dieser Pandemie, wieso testen wir nicht mal die Legalisierung? Streetworker, statt rabiate Cops, die jeden Kleinkriminellen unerbittlich jagen. Jugendliche sind mit am stärksten durch diese Krise betroffen. Praktika werden abgesagt, weil Betreuende im HomeOffice sind und Firmen wissen häufig nicht, wie es weitergeht und verzichten deshalb erst einmal auf Neueinstellungen. Heise hat auch einen schönen Artikel dazu.

    „Jugendliche freuen sich, endlich einmal wieder draußen feiern zu können. Sie waren wegen der Corona-Maßnahmen lange genug eingeschlossen. Mit ihren Freundinnen und Freunden rauchen sie ein paar Joints (also Hasch-Zigaretten). Dann kommen gleich die Ordnungshüter und sagen: „Das dürft ihr nicht!“ Personenkontrolle, Durchsuchung, Konfiszierung der Mittel, Anzeige, Strafe. Vielleicht gibt es noch eine ausführlichere Durchsuchung mit Ausziehen der Kleider und bitte einmal – vor Vertretern des Staats – die Pobacken auseinanderziehen. Da könnten ja auch Drogen versteckt sein.“

    Quelle: https://www.heise.de/tp/features/Krawalle-in-Stuttgart-Drogen-Kriminalitaet-und-Sicherheitspolitik-4836241.html

  4. Ergänzung: Gerade jüngere Jugendlichen (>20) sind de facto fast nicht gefährdet durch Corona. Deren Handeln ist ein rein solidarischer Akt. Das verdient Dankbarkeit und nicht das Ausräuchern durch Law and Order Politik.

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