Kandidatïnnen zum SPD Vorstand interessieren sich anscheinend nicht für Risiko durch Online-Voting

Heute um kurz vor 11:00 Uhr schrieb ich den sechs Teams für die Kandidatur zum SPD-Vorsitz die folgende Mail mit bitte um Beantwortung der Fragen bis heute 16:00 Uhr.

Seit Montag können die Mitglieder der SPD im Rahmen einer
Mitgliederbefragung den neuen Parteivorsitz mitbestimmen. Im Zuge dessen
findet auch ein Online-Voting über den Anbieter Scytl statt, für das
sich 180.000 von 426.000 SPD-Mitgliedern registriert haben, also gut ein
Drittel aller SPD-Mitglieder.

Vor dem Hintergrund, dass die SPD in Ihrem FAQ zum Online-Voting
schreibt, dass die Ergebnisse des Online-Votings nicht nachvollzogen
werden können und der Tatsache, dass auch der Chaos Computer Club das
Online-Voting kritisiert, hätte ich einige Fragen an das Team, die gerne
auch von einer Sprecherïn bis heute 16:00 Uhr schriftlich beantwortet
werden können. Die Antworten werden dann in einem Beitrag auf der
Webseite lauerundwehner.de veröffentlicht werden.

1. Wie bewerten Sie, dass bei 180.000 Stimmen zur Mitgliederbefragung
der SPD zum Parteivorsitz nicht nachvollzogen werden kann, ob die
jeweiligen Stimmen richtig gezählt wurden?
2. Sprechen Sie sich für einen Abbruch des Online-Votings und der
Versendung von Briefwahlunterlagen an die 180.000 Mitglieder aus? Wenn
nein, warum nicht?
3. Können Sie persönlich ausschließen, dass das Online-Voting der SPD
gehackt wurde bzw. gehackt werden wird?
4. Würden Sie die Briefwahlstimmen zur Mitgliederbefragung von einem
externen Dienstleister auszählen lassen, der Ihnen nur das Ergebnis
mitteilt, ohne dass Sie nachvollziehen können, ob der Dienstleister die
Stimmen richtig ausgezählt hat?
5. Werden Sie das Ergebnis des Online-Votings akzeptieren?
6. Sehen Sie eine Gefahr, dass die Mitgliederbefragung aufgrund des
Online-Votings angefochten werden wird?
7. Werden Sie das Online-Voting anfechten?

Bis 16:00 Uhr beantwortete keines der Teams die Fragen, keines der Teams erbat sich mehr Zeit zur Beantwortung der Fragen. Das Risiko, das vom Online-Voting der SPD ausgeht, scheint die Teams somit nicht zu interessieren. Vor dem Hintergrund, dass das Gewählte Verfahren dem Vorwurf Tür und Tor öffnet, man sei durch ein nicht nachvollziehbares Online-Voting zum SPD-Vorsitz nominiert worden, finde ich diese Reaktion der Teams sehr bemerkenswert.

Derweil berichtet auch heise über die Sicherheitsmängel beim Online-Voting der SPD.